Portrait einer französischen Mode-Bloggerin
Fotograf Karsten Schilling
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Portrait einer französischen Mode-Bloggerin

Im Jahre 2013 bekam ich die Anfrage, eine Blogautorin aus Frankreich zu fotografieren. Sie hielt sich sich zu jener Zeit gerade für ein Jahr in Berlin auf, nachdem sie zuvor ein Jahr in London gelebt hatte.

In ihrem Blog schrieb sie über preiswerte Mode, die für jeden erschwinglich ist und stellte Möglichkeiten der Kombination von Kleidungsstücken vor. Sie tat dies vornehmlich mit sich selbst als Foto-Model vor der Kamera. Firmen sandten ihr Teile aus ihren neuesten Kollektionen zu, die sie dann mit bereits vorhandenen Outfits aus ihrer eigenen Garderobe kombinierte.

Zu mir kam sie erwartungsgemäß mit einer großen Reisetasche voll mit allen möglichen Anziehsachen. Gemeinsam gingen wir Ihre mitgebrachten Habseligkeiten durch und entschieden über deren mögliche Verwendung für den Photoshoot.

Wir kreisten die Auswahl schließlich auf ein paar wenige Teile ein, die mir persönlich aus fotografischer Sicht am interessantesten erschienen. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei ihr um eine Französin handelte, weckte ein Outfit ganz besonders ,ein Interesse.

Es handelte sich dabei um einen typisch französischen Look mit Schwarz-weiß gestreiftem Oberteil, einer eng anliegenden schwarzen Hose sowie einer kecken Baskenmütze, wie ich sie selber schon mal in meiner Jugend als Teenager getragen habe.

Dazu verfügte die noch über überaus stilvolle Stöckelschuhe, in denen sie nicht nur sehr elegant aussah, sondern auch mühelos sogar Treppen auf- und absteigen konnte, was mir sehr imponierte angesichts der astronomischen Höhe ihrer Absätze. Die Zusammenstellung aller ausgesuchten Einzelteile gab im fertig angezogenen Zustand das vollendete Bild einer stilvollen französischen Mademoiselle ab.

Derart eingekleidet begaben wir uns gemeinsam auf den kleinen Platz vor meinem Studio. Es dauerte nicht lang, bis mir ein kleines Café am Rande dieses Platzes auffiel, das den Namen "Croissanterie" trug. Was könnte besser zu so einem Aufzug des Models passen, als eine Lokalität mit einem solchen Namen?

Überdies verfügte das Café über eine sehr französisch gehaltene Außenansicht mit seiner Farbgebung und den Korbstühlen, die man gut und gerne auch auf dem Trottoir der französischen Hauptstadt verorten könnte.

Da ich nicht einfach ein touristisches Bild mit einer Dame vor einem Lokal schießen wollte, überlegte ich mir ein weitere Element, das aus dem endgültigen Foto ein wahrhaftiges Fashion Portrait machen würde. Und das war eine hübsche Laterne, die in idealem Abstand zu dem besagten Café mitten auf dem Platz stand.

Die Laterne wurde zu einem bildgestaltendem Element, indem sie dem Model den nötigen Halt für ihre natürliche Pose gab und gleichzeitig auch noch der eingefangenen Szene eine interessant Story verlieh.

Wartete sie an der Laterne auf jemanden? Flirtete sie mit jemandem? Kam sie vielleicht von einer Theateraufführung und ließ sich auf diesem Platz noch mal zur Erinnerung fotografieren? Oder hatte sie zuvor in dem hinter ihr befindlichen Café einen Latte Macchiato getrunken? Der Fantasie sind bei Betrachten des schließlich entstandenen Bildes keine Grenzen gesetzt, was mir sehr gefällt.

Lichttechnisch erwies sich das Anfertigen dieses Fotos als sehr anspruchsvoll heraus. Sowohl für die Blogautorin als auch für mich.

Für die Französin war es das erste Mal überhaupt, dass sie mit Blitz-Equipment professionell fotografiert wurde. Zuvor hatte sie schon mit befreundeten Fotografen Shootings abgehalten. Diese erfolgten aber allesamt ohne Zuhilfenahme künstlicher Lichtquellen. Sie war es nicht gewohnt, dass man für das Anfertigen einer einzigen Aufnahme länger als ein paar Sekunden benötigt.

Für mich wiederum stellte es eine besondere Herausforderung dar, dem Bild den besonderen Look zu verleihen, der mir für diese Szene vorschwebte. Da wir beide ohne jede Vorbereitung zu unserer Location gegangen waren, ohne dass ich vorher in irgendeiner Weise etwas hätte vorbereiten können, musste die Mode-Bloggerin geduldig abwarten, bis ich mit meinen Einstellungen zufrieden war.

So dauerte die gesamte Aufnahme von Aufbau, Platzierung und Einstellung der Blitze vielleicht zehn Minuten. Eine verhältnismäßig schnelle Abwicklung, wenn man den Aufwand betrachtet. Eine verhältnismäßig lange Zeit, wenn man normalerweise nur ein paar Minuten gewohnt ist.

Doch sie zeigte sich sehr geduldig mit mir, harrte sie doch gespannt der Dinge, die da kommen mögen, als sie mir neugierig (teilweise auch belustigt) beim Justieren und Rangieren meiner Blitze zuschaute. So können wir beiden nun stolz auf eine Fotografie blicken, die eben nicht auf die Schnelle entstanden ist.

Es bleibt zu erwähnen, dass auch die Nachbearbeitung bei diessem Bild extrem umfangreich gewesen ist. Diverse Entwürfe fertigte ich mit diesem Bild an, bis mir schließlich die oben gezeigte Version am besten gefiel. Zwei Personen wurden aus dem Hintergrund heraus retuschiert, die in der „Croissanterie" saßen. Die Farbe erfuhr eine umfangreiche Revision und auch das Schild des Lokals wurde etwas bereinigt.

Location: Hindemithplatz, 10629 Berlin.