Gedeon Burkhard Schauspieler Fotoshooting in Berlin
Fotograf Karsten Schilling
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Schauspieler

Schauspieler Fotoshooting mit Gedeon Burkhard im Freien in Berlin - Gedanken zur Schauspielerei (Teil 1)

Die Magie der Schauspielerei - was macht sie aus? Was macht sie glaubwürdig? Ich denke, dass der Unterschied zwischen dem Spielen einer Rolle und dem Offenbaren eines wahren Charakters immer in dem Zeigen eigener Charaktermerkmale liegt.

Die Gemeinsamkeit der menschlichen Erfahrung

Tief drinnen besitzen wir alle etwas von dem, was die Rolle von uns verlangt. Sei es der gemeine Bösewicht, sei es die betrügende Ehefrau, sei es die forschende Wissenschaftlerin oder auch der Millionär mit dem großen Herz.

Jeder menschliche Charakter verfügt über eine Vielzahl an Eigenschaften, die sich zum Guten oder Bösen hin orientieren. Der Beruf der Schauspieler ist es nun, diese teilweise sehr tief verwurzelten, mit anderen Verhaltensweisen überdeckten Urkräfte zu mobilisieren und nach oben zu befördern. Ganz wie es eine bestimmte Rolle eben erfordert.

Unter der teilweise doch recht dünnen Decke der menschlichen Zivilisation lauert das Ungewisse, die menschliche Rohheit, der Instinkt. Das ist es, was diesen Beruf von so vielen anderen unterscheidet. Er erfordert eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person, wie sie selten von einem im Alltag verlangt wird.

Zwei oder drei Dimensionen?

Es gibt eben im echten Leben - und nur das sollte die Richtschnur beim Schauspielern sein - nicht einfach nur Schwarz und Weiß. Anders ausgedrückt: Wenn eine Figur in einem Theaterstück oder Film nur das Positive oder nur das Negative im Menschen verkörpert, dann ist dies eine zweidimensionale Darstellung. Sie ist flach und wenig unterhaltsam bzw. langweilig.

Wirklich reizvolle Rollen sehen immer auch im Bösewicht den Menschen. Sie sind dreidimensional. Erst da beginnt es doch für die Zuschauer interessant zu werden.

Wenn die Heldin meint, das Richtige zu tun und ihr plötzlich Selbstzweifel kommen. Wenn der Bösewicht sein Werk aus einer wie auch immer gelagerten Moral heraus begründet. Oder aus seinen eigenen Lebenserfahrungen.

Die innere Zerrissenheit

Ein großer Teil des Lebens beruht auf sehr simplen Prinzipien. Es ist die Primitivität der Menschheit, wenn man so will. Wir alle sehen uns nach Anerkennung. Wurde uns unrecht getan, so fordern wir Genugtuung oder gar Rache.

Haben wir jahrelang für etwas gekämpft, so muss die Motivation dafür einem entsprechenden Erlebnis entstammen, das erst dazu anstachelt, sich einer Sache so bedingungslos hinzugeben.

Es ist das Eingeständnis, dass wir als Menschheit die meiste Zeit unseres Lebens mit uns selber beschäftigt sind. zumeist erst wenn uns etwas direkt und unmittelbar betrifft, aktivieren wir Empathie und Mitgefühl.

Ein Vulkan mag in einem weit entfernten Land ausbrechen - es berührt uns zumeist herzlich wenig. Aber wenn der Hund von nebenan vor unseren Augen angefahren worden ist, dann bricht es aus uns heraus.

Und genau das ist es, was Künstler (nicht nur Schauspieler!) als Realität annehmen sollten. Wir sind ambivalent.



Sich des Unbewussten bewusst werden

Es mag provokant für die Meisten klingen, aber ich denke, dass ein Großteil unseres Verhaltens von unserem Unterbewusstsein gesteuert wird. Ob wir wollen oder nicht, wir sind Sklaven unserer unterbewussten Gedankenwelt. Selbst wenn ich hier auf das Unterbewusstsein hinweise, dann weiß zwar jeder, was gemeint ist, aber wir können es trotzdem nicht fassen, was es für uns ausmacht. Weil es eben unterbewusst ist.

Wie oft sind uns schon Fehler im Leben unterlaufen und wir sagen uns hinterher "Das habe ich geahnt". Die Wahrheit war stets vor unseren Augen, aber wir haben sie ausgeblendet zugunsten vermeintlich rationaler Überlegungen.

Die Entdeckung des Ichs

Doch wenn wir bei Anderen mit Verhaltensweisen konfrontiert werden, die wir als unangenehm oder widersinnig empfinden, so enthalten diese doch nicht selten einen Anteil, den wir nachvollziehen können. Es sind diese Momente, wo wir zu der Erkenntnis gelangen, dass wir als Menschen uns nicht so unähnlich sind, wie wir denken.

Unsere Gedanken mögen uns als eigene selbständige Person definieren und zu anderen abgrenzen. Doch tief drinnen, teilen wir mit dem Bösewicht mehr Eigenschaften als uns bewusst ist.

Wir können im wahren Leben so tun, als wäre dies nicht der Fall. Wir können versuchen davor zu fliehen. Doch es wird uns immer wieder einholen und bei der nächsten Gelegenheit wieder an uns selber erinnern.

Und genau das ist es, was sich jede und jeder für die Schauspielerei zunutze machen kann. Eben nicht davor wegzurennen, sondern Teile in einem selbst zu aktivieren, die das Unterbewusstsein im Alltag geschickt verdeckt hat. Bis zu dieser einen Rolle.

Der Job des Schauspielers

Überlegen wir kurz, was der eigentliche Job eines Schauspielers ist. Es ist zunächst die Aufgabe, die Vorstellungen einer Regisseurin so genau wie möglich umzusetzen.

Und daraus ergeben sich schon die ersten Unbilden. Manchmal ist es so, dass die Visionen von Schauspielerin und Regisseur nicht kongruent sind. Die Regisseurin fordert eine Handlungsweise der Figur ein, die dem Schauspieler möglicherweise nicht natürlich oder passend vorkommt.

Oder das Verhältnis zum Regisseur ist allgemein etwas belastet durch gewisse Unstimmigkeiten. Oder die Regie verlangt nach mehr oder weniger Lebhaftigkeit oder Humor, als dem Schauspieler recht ist für die betreffende Szene.

Geht es dann mit dem gefilmten Material in den Schneideraum, dann sind Schauspieler meistens nicht zugegen. Sie sehen die für den Film ausgewählten Aufnahme im fertigen Film erst ganz zum Schluss.

Nicht selten ist es für Schauspieler dann nur schwer nachzuvollziehen, welcher "Take" es letzten Endes in den Film geschafft hat. So bleibt also festzuhalten, dass Cutter, Regisseure, Produzenten über die Arbeitsleistung der Schauspieler entscheiden.

Das kann zum Besseren oder zum Schlechteren für die Schauspieler sein. In gewisser Weise spiegelt dieser Sachverhalt das Machtgefälle wider, das sich aus der Zusammenarbeit am Set ergibt.

Manche Regisseure wissen ziemlich genau, wie sie eine Figur gespielt haben möchten. Andere geben den Schauspielern mehr Freiräume für ihre eigene Interpretation.

Unterschied Theater und Filmarbeit

Grundsätzliche Unterschiede ergeben sich bei der Herangehensweise bei Theater und Film. Im Theater kann mitunter wochenlang geprobt werden, bis das Stück von allen in seiner Form akzeptiert wird und die Figuren ausgearbeitet wurden.

Dies ist beim Film i.d.R. völlig anders. Hier geht es gleich ums Ganze, wenn die Dreharbeiten beginnen. Die Gefahr ist, dass ein Schauspieler bei Beginn der Dreharbeiten vielleicht noch keine so klare Idee von der von ihm gespielten Menschen hat.

Entwickelt sich dann erst in der dritten Woche der Dreharbeiten ein genaueres Bild beim Schauspieler von der Figur, die er / oder sie da spielt, so kann das wiederum ganz neue Probleme mit sich bringen.

Passt die neue Spielweise nicht mehr zu den gespielten Szenen aus der ersten Drehwoche, dann wird ein Regisseur zurecht Einspruch erheben. Der Schauspieler muss jetzt eine abgemilderte Version seiner Ideal-Vorstellung spielen, damit das Filmmaterial der ersten Zeit nicht gänzlich unbrauchbar wird.

Dementsprechend sagen Theater-Schauspieler gern zu ihren KollegInnen, Freunden und Verwandten dass sie nicht unbedingt in den ersten 2 Wochen zu Ihnen ins Stück kommen sollen. Eben weil die Rolle, die Figur eventuell noch nicht ganz gefestigt ist.

Das Echtheits-Paradoxon

Die große Schwierigkeit beim Schauspielern besteht darin, dass die gesamte Situation bei der Entstehung der Schauspielkunst eine hochgradig künstliche ist.

Bei Dreharbeiten reden wir von mehreren Kameras, diversen Lichtern, Reflektoren. Überall stehen Menschen am Set herum, die eine mehr oder weniger wichtige Aufgabe haben. Sie alle sind damit beschäftigt, ihren Job bestmöglich zu erledigen.

Das hilft dem Schauspieler bei dem Erschaffen eines glaubwürdigen Dialogs aber leider herzlich wenig. Schauspieler geben ihren Figuren mit den auswendig gelernten Texten einen Charakter. Eine Szene erhält durch die Art und Weise des Aufsagens des Textes eine Glaubwürdigkeit inmitten der künstlichen Umgebung des Sets.

Es geht um das Paradoxon vom Erschaffen einer Echtheit in einer künstlichen Welt.

Die Vermittlung von Text

Die Tonalität einer Szene kann ruhig sein. Sie kann berührend sein. Sie kann beiläufig sein. Sie kann einen entscheidenden Wendepunkt in der Story markieren. Was immer es auch ist, am Anfang steht die formvollendete Verinnerlichung des im Script enthaltenen Textes.

Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Text zu lernen. Nicht selten müssen die nächsten Verwandten beim Lernen des Textes mithelfen. Oder die Mitbewohner der WG. Oder wer auch immer. Textsicherheit ist das Erste.

Das Zweite ist es dann, die richtige Tonlage, oder besser die richtige Stimmung, beim Spielen der Szene zu treffen. Hier gibt es nun verschiedene Ansätze für Spielszenen mit Text.

Die Einen schwören darauf, dass der Text in seiner reinsten Form mit minimalem Ausspielen bestimmter Passagen gesagt wird. Oder sollte man vielleicht eher "aufgesagt wird" sagen? Es ist eine Form des Spielens, wo das eigene Ich der Schauspielerin völlig hinter dem Text verschwindet.

Stellen wir uns vor, dass wir einen Roman lesen und uns keinerlei Vorstellung über Ausprägung der darin beschriebenen Personen machen. Das wird immer ein Ding der Unmöglichkeit sein,denn jeder macht sich schließlich immer seine Gedanken, wenn er oder sie ein Buch liest.

Doch in dem Moment, wo wir uns eine Figur genauer vorstellen, wird sie schon zu einer Interpretation unserer Selbst.

Der Marlon Brando-Trick

Wie haben andere Schauspieler diese Situation gemeistert? Ein Vorbild für Viele ist sicherlich Marlon Brando. Er hat eine ganz eigene Marotte entwickelt, um eine höchstmögliche Authentizität zu erzeugen.

So hat er kurz vor Beginn einer Szene mit dem Kameramann Small Talk gemacht. Brando hat den Kameramann vielleicht nach seinem letzten Wochenende gefragt. Dieser hat ihm seine Frage beantwortet. Brando fragte erneut nach einem Detail über das Wochenende und so weiter. Und dann fing er plötzlich an, den Text zu sagen. Er fing an zu "spielen".

Dabei hat es gar keinen so großen Unterschied gemacht, ob er nun vorher mit dem Kameramann über dessen Wochenende geredet hat, oder ob er den Text aus dem Drehbuch gesprochen hat. Der Small Talk kurz vor dem "Action" der Regie war nichts weiter als eine Selbstvergewisserung der eigenen Natürlichkeit.



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