Bildsprache in der Portraitfotografie
Sie ist allgegenwärtig. Sie fällt sofort ins Auge beim Betrachten eines Portraits. Sie erweckt Stimmungen und Assoziationen. Sie kann zur gezeigten Person passen oder auch nicht. Sie kann für einen Zweck passen oder nicht. Und sie ist ein mächtiges Werkzeug im Instrumentenkasten des ambitionierten Fotografen. Die Rede ist von der Bildsprache.
Bildsprache - dieses ominöse Wort, das immer wieder in Briefings und Kundengesprächen auftaucht. Vor großen Shootings werden mancherorts sogenannte "Moodboards" angefertigt, die zusammenfassend das zeigen sollen, worauf man im geplanten Shooting mit der Bildsprache hinaus möchte. Doch was macht sie eigentlich aus?
Gibt es Möglichkeiten die Nuancen präziser zu fassen im Bereich der Fotografie von Menschen? Gerne möchte ich mich in diesem Artikel damit näher befassen.
Vorab ein Gedankenexperiment: Welche Farben fallen dir als erstes ein, wenn du an den Herbst denkst? Welche Farben hat der Sommer? Und was assoziierst du farbtechnisch mit dem Winter und dem Frühling? Ich denke, du wirst bei jeder Jahreszeit ein bestimmtes Bild vor deinem inneren Auge gehabt haben.
Wie wäre es jetzt, wenn ich dir ein Bild von einer flirrenden Wiese an einem heißen Sommertag mit einem reichen Blütenmeer zeigen würde, dass komplett in einem kalten Blauton eingefärbt wäre?
Richtig, es wäre vielleicht ein interessantes. künstlerisches Gedankenspiel, aber wenn wir eine akkurate Wiedergabe einer Sommerwiese wünschen, so sind doch hier absolut warme, erdige Farben dominierend im Bild. Ein kalter Farbton würde den Eindruck stören, vielleicht sogar das Bild komplett umdefinieren.
Das Gleiche gilt für die anderen Jahreszeiten. Wir haben zu jeder Jahreszeit eine bestimmte Vorstellung, was die Farben angeht. Jede Jahreszeit hat einen "Look". Wenn wir also in einem Briefing von einer heiteren, frühlingshaften Farbgebung lesen, so ist zugleich die Bildsprache eindeutig benannt. Knallige, bunte Farben. Eine Frische im Bild, die visuell die Aufbruchsstimmung der Natur im Frühling wiedergibt.
To be continued...